1. Offene Internationale NRW-Meisterschaft 2000
Bad Salzuflen, 22.4-30.4.
Dumm gelaufen...

 

 

Einige enttäuschte Mails erreichten uns zu diesem Turnier. Die Ankündigung eines so gewaltigen Preisfonds und das Ausschütten von nur 10% der Summe seien Vorgänge, die der Aufklärung bedürfen. Wir fühlen uns in der Pflicht: Auch in unserer Datenbank wurde das Turnier angekündigt.

Also: die Mails der Kritiker, Unsere Hintergruninfos und der Pressebericht eines der beiden Verantalter. Ein wenig Licht für das Dunkel...

Kommentare unserer Leser

Stefan Pfannkuche´s Meinung:
Da freut man sich am Ostersamstag auf ein grosses Schachopen, die "1-. Internationalen NRW Meisterschaften" zumal man weiss, das talentierte Youngster wie Ferenc Langheinrich (Erfurter SK) mitspielen wollen, der Preisfond 30.000 DM betragen soll, wenn 200 Telnehmer mitspielen. Da einige Titelträger nicht untergebracht werden konnten, war ich von einer erstklassigen Besetzung ausgegangen. Die ersten Probleme taten sich bei der Lokalisierung des Spielortes auf, nach einiger Suche wurde ein versteckt angebrachtes wenig informatives SChild detektiert, das dem geneigten Besucher den Weg zum Turniersaal weisen sollte nun gut. Beim Betreten des Spielsaals der Schock: Wo sind die denn die Teilnehmer? Ein Blick auf die einzige Teilnehmerliste gibt traurige Gewissheit: 67 Teilnehmer. Nun gut, die Konkurrenz wirklich gut organisierter Turniere ist gross, dachte ich, doch dann fiel ich beim Blick auf den sogeannnten Preisfond aus allen Wolken 1000 DM statt 5000 DM für den ersten, 500 statt 4000 DM für den Zweiten des Turniers Der Preisfond: 2900 statt vollmundig angekündigter30000 Also ein Zehntel des Preisfonds weil nur ein Drittel der erwarteten Teilnehmer gekommen ist ? Ist das Arithmetik a la Buchholz? Ein Smalltalk mit zwei Turnierteilnhemern ist exemplarisch Ein netter Herr macht sich zuerst Luft darüber, das das Spiellokal nicht gefunden wurde und das der Preisfond "lächerlich" sei. Ein weiterer Schadchfreund stimmt ein. Im übrigen hatten GM Gutman und Till Wippermann nach der ersten Runde bereits keine Lust mehr.... Was soll ich von so .... einem Turnier halten ??? mfg Stefan Pfannkuch (Schatzmeister SK Werther) Mitorganisator Schloss-Open (190 Telinehmer >6000 DM realer Preisfond)

Jürgen Lenz schreibt uns:
meine Meinung (und von vielen anderen), ich war kurz zu Besuch in Bad Wildbad und hatte einige Gespräche mit Turnierteilnehmern, die alle "hochzufrieden" waren mit dem Turnier udn es sicher nicht mehr besuchen. Diese Art von Turnieren ist typisch Bauernfängergerei. Unrealistiche Teilnehmerzahlen schon beim 1.Turnier, verknüpft mit hohem Startgeld. Es ist gut so, das solche Leute keinen Erfolg haben. Beim Backgammon gab es sowas schon 1978 in Amerika. Preisfond von über 1.Million Dollar.1.Preis 500.000 $, Startgeld 600 $, das Teilnehmerfeld sollte aus 3328 Spieler bestehen. Wenn bis 3 Wochen vor dem Turnier die 1Million $ auf ein Konto eingezahlt wurden, fällt das Turnier aus und alle Spieler erhalten ihr Startgeld zurück. Das Turnier fand aber trotzdem statt und hatte 652 Spieler. Preisfond von 360.000 $, aber sowas fand trotzdem nicht mehr statt. Und diese Idee war sicher eher dazu angetan ein Erfolg zu werden. Gruss Jürgen Lenz

Unser Hintergrund und Kommentar
24.04.2000

Bei den 1.Offenen Internationalen NRW-Meisterschaften gingen statt angepeilter 200 nur 67 Schachenthusiasten an den Start. Dafür beträgt der Preisfond knapp ein Zehntel der versprochenen Summe.

Die Werbeanzeigen waren beeindruckend: 5000,-DM für den Sieger, noch 400,-DM für Platz 20, lukrative Sonder- und Ratingpreise. Ein Preisfond von sage und schreibe 30000,- DM ! Dazu Mindestpreisgarantien für die ersten 10 gemeldeten GM. Gute Gründe, an dem neuntägigen Turnier in Bad Salzuflen teilzunehmen. Startgelder zwischen 140,-DM ohne Voranmeldung und 80,- DM für Jugendliche mit Voranmeldung sind zu verschmerzen, wenn die Möglichkeit lockt, in einem Klasseturnier mitzuspielen.

Doch manches stimmte schon im Vorfeld nachdenklich: Während z.B. laut einer Kleinanzeige in Rochade Europa 2/2000 der "Preisfonds garantiert DM 30000,-!" betragen sollte, stand in einer halbseitigen Anzeige in derselben Ausgabe "Der Preisfond ist ab 200 Teilnehmer garantiert." Allerdings nicht unter der Überschrift "Preise:" sondern unter "Startgeld:"

Unglücklich war die Wahl des Termins: Allein im Umkreis von gut 100 km waren mit den seit Jahren etablierten Open in Essen, Münster und Gelsenkirchen mehrere Turniere angekündigt, die sich mit dem Salzufler Turnier zeitlich überschneiden.

Schachvereine der Region, selbst aus Nachbarstädten, wurden nicht von dem Ereignis informiert. Sogar der ortsansässige Verbandsligist Caissa Bad Salzuflen wurde nicht in die Veranstaltung mit einbezogen. Dabei hat Turnierveranstalter W. Buchholz durchaus Kontakte zu diesem Verein. Immerhin betreute er im vergangen Jahr einen Bücherstand beim gut besuchten Schnellschachturnier des Vereins (5.9.99, rund 200 Teilnehmer, mehrere GM).

Unklar ist, wo das Geld herkommen sollte. Auch 200 Teilnehmer hätten mit ihren Startgeldern den Riesenpreisfond nicht gedeckt. Ob es Sponsoren gab oder gibt, wissen wir nicht. Fest steht, dass wie auch in vielen anderen Kurbädern die Patientenzahlen in den letzten Jahren sehr stark zurückgegangen sind und u.a. der Pächter des Kurhauses, wo das Turnier stattfindet, unlängst hoch verschuldet in Konkurs gegangen ist. Mit einer Finanzspritze für das Turnier konnte kaum gerechnet werden.

Soweit waren vor Ort unklare Punkte bekannt. Doch was sich dann tatsächlich ereignete, übertraf unsere schlimmsten Befürchtungen: 67 Teilnehmer meldeten für Runde 1. Darunter GM Gutman, IM Röder und Shishkin und FM Hedke und Wegener. 32 Spieler mit ELO über 2100. Eine Reihe guter Spieler, aber von den erhofften Spitzenspielern wenig zu sehen. Ein regelrechter Schock dann der Aushang "Aktualisierter Preisfond": 1000,-DM für Platz 1, 500,-DM für den zweiten und nur 100,-DM für Platz 5 und 6 und die verschiedenen Ratingklassen. AlsoPreise, die teilweise unter dem Startgeld liegen und ein Gesamtfond von 2900,-DM. Nicht mal ein Zehntel der vollmundig angekündigten 30000,-DM.

Die anwesenden Meister erhalten keine Konditionen. Interessenten wie eine ungarische Delegation, der u.a. GM Pinter angehörte, wurden schon im Vorfeld abgewiesen.

GM Gutman reiste bereits nach der Auftaktrunde ab. Vielleicht aus Ärger über sein Remis gegen das 14-jährige Talent Philipp Balcerak. Mit Sicherheit brüskiert wegen des geringen Preisfonds. Als Turnierfavoriten gelten jetzt Vadim Shishkin und Matthias Röder. Nur mit einem Sieg können sie mehr als ihre Unkosten einspielen.

Stellungsnahme des Ausrichters Saar - Schach - Agentur Jung
1.5.2000

Bad Salzuflen ? Einmal und nie wieder!

Das Staatsbad zum Wohl fühlen verspricht das Prospekt. Die Wirklichkeit sieht leider anders aus. Bad Salzuflen ist keine schnuggelige kleine Kurstadt, nein im Gegenteil, hier gibt es viele Kliniken von der Badekur bis zum REHA-Zentrum für verschiedene Leiden auch von der BfA und LVA und eine Menge Privatkliniken. Durch mehrere aufgestellten Salinen, durch die das Heilwasser plätschert, ist die Luft im Stadtkern und Kurbereich sehr gut. Der Kurpark ist aller-dings nur nach Entrichtung eines Oboluses zwischen 3,- und 5,50 DM, je nachdem wie lange man verweilen will, zu besichtigen. Die Altstadt und das Kurgelände sind schön angelegt und laden zum Verweilen ein. Je weiter man sich vom Stadtkern entfernt, erinnert nur wenig an eine Kurstadt, eher an eine Großstadt. Die Gastronomie hat auch einiges zu bieten, fast alle Geschmacksrichtungen sind anzutreffen.

Die 1. Offenen Internationalen NRW Schach-Meisterschaften in Bad Salzuflen sollten es werden. Schon Monate vorher hatten die Organisatoren mit dem Kurdirektor und Geschäfts-führer der Staatsbad Salzuflen GmbH Herrn Friedrich Apian-Bennewitz den Rahmen der Meisterschaften festgelegt und besprochen. Herr Apian-Bennewitz wollte etwas Großes, Be-deutendes für die Stadt ausrichten und hat daher auch einen ansehnlichen Betrag zugesagt. Doch Ende März 2000 wurden die Organisatoren vor die vollendete Tatsache gestellt, daß durch interne Querelen in der Staatsbad Salzuflen GmbH, diese sich von Herrn Apian-Benne-witz getrennt hat. Er war übrings der 4. Kurdirektor innerhalb kürzester Zeit. Liegt es dann an den Kurdirektoren?

Die Organisatoren standen nun wie im Regen da, von den Zusagen wollte keiner mehr etwas wissen. Trotz mehrfacher Intervention bei der Stadt, dem Bürgermeister und bei den Ban-ken, war keine müde Mark locker zu machen. Was sollte man tun? Das Turnier absagen?

So etwas gibt es bei uns nicht. Wir versuchen immer die Turniere durchzuführen, trotz aller widrigen Umstände, wenn auch dann der Preisfond stark gekürzt werden muß. Dieses sind wir den Schachfreunden schuldig, denn sie haben sich auf ein Turnier eingestellt, haben sich Urlaub genommen und sich eine Unterkunft gebucht.

Wenigstens wurde uns ein Turniersaal zur Verfügung gestellt. Aus der vorgesehenen Kon-zerthalle wurde das Kurhaus. Dies war auch sehr schön und groß. Hier könnte man wirklich ein Turnier mit über 500 Spielern bequem ausrichten, wenn die Stadt sich nur nicht so an-stellen würde. So durften die Schachspieler auch nicht trotz offenstehender aber stark be-wachter Tür ein paar Atemzüge der kostbaren Kurparkluft schnuppern. Auch dauerte es drei Tage bis endlich die Behindertentoilette geöffnet wurde, zumal ein Behinderter beim Turnier mitspielte. Der Höhepunkt wurde erreicht, als eine 3-tägige Lederausstellung im Kurhaus neben dem Schachturnier eröffnet wurde. Ein Hauptzugang zu dieser Ausstellung vom Kurpark aus wurde fast mitten durch den Turniersaal gelegt. Proteste der Schachspieler stießen wie üblich auf taube Ohren. Das einzig Positive war der Schließdienst des Kur-

hauses, der immer freundlich und zuvorkommend den Schachspielern und den Organisatoren gegenüber war. Allgemein muß ich sagen, daß ich den Eindruck hatte, daß die Schachspieler in Bad Salzuflen nicht besonders willkommen waren. Es wird mit Sicherheit unser erstes und einziges Schachturnier in Bad Salzuflen gewesen sein.

Neben diesen turnierbegleitenden Umständen hat man es im Vorfeld dann auch noch mit Neider zu tun, wie z.B. der ehemalige Besitzer von ChessOrg, der jedem der es wissen wollte auf seinem ehemaligen Paradeturnier im März 2000 in Bad Wörishofen erzählte, daß die Tur-niere in Bad Wildbad vom 01.04.-07.04.2000 und das Turnier in Bad Salzuflen vom 22.04.-30.04.2000 nicht stattfinden würden. Woher er diese Information wohl hatte? Ich frage mich was er überhaupt will. Schließlich hat er nachdem er die Schachspieler 20 Jahre lang abge-zockt hat - ich erinnere nur daran, daß der bei ChessOrg–Turnieren übliche Organisations-beitrag, eine Erfindung des ehemaligen Besitzers war - seine Firma verkauft und eigentlich mit der Sache nicht mehr zu tun. Vielleicht hat er aber auch Angst es könnte jemand etwas besser machen als er. Auf jeden Fall hat er wie ich am eigenen Leibe zu verspüren bekam, schon Turniere absagen müssen. So ist es halt, wenn man im Glashaus sitzt soll man nicht mit Steinen werfen.

Wie man sieht irrte er gewaltig. Das Turnier in Bad Wildbad wurde mit großem Erfolg durchgeführt – siehe hierzu auch den Bericht in der Europa Rochade Nr. 5 – und das Turnier in Bad Salzuflen wurde auch durchgeführt wie man diesem Bericht entnehmen kann.

zur Startseite

Copyright April 2000 DuIG mbH