Frauenbundesliga: Rückzug Meerbauer Kiel.


Eine kleine Geschichte der Wahrheit
oder warum Meerbauer die 1. Frauen wirklich zurückzog

von Wulf Hielscher

Nachdem nun im Internet und in diversen Mails alle möglichen Erklärungen herumgeistern, warum Meerbauer in der nächsten Saison nicht in der Frauenbundesliga spielt, wird es langsam an der Zeit, mal die Fakten zu veröffentlichen.

1. Bis zur Saison 2003/2004 einschließlich wurde die erste Frauenmannschaft ausschließlich extern, d.h. über Spenden und private Mittel von Ulla und mir finanziert. Die Spenden (so ca. 1.500 Euro / Jahr) reichen dabei natürlich bei weitem nicht aus und so steckten Ulla und ich jedes Jahr etliche Tausend Euro in das Unternehmen Frauenbundesliga. Um es noch mal deutlich zu sagen, der SC Meerbauer Kiel hat nicht einen Cent (nicht mal für die Schiedsrichter und die Reisekosten von Kiel nach Dresden / Leipzig etc.) dazubezahlt.

2. Es ist richtig, dass wir, um in der 1. Liga spielen zu können, uns mit externen Kräften verstärken mußten, zumindest war das meine Meinung als Teamchef der Frauenmannschaft.

3. Es ist ebenfalls richtig, dass Ulla und ich nicht bereit waren, auch in Zukunft die gesamten Kosten zu tragen. Wir wollten, dass wenn sich der Verein schon mit einer Frauenbundesligamannschaft schmückt, zumindest die Schiedsrichterkosten und die Fahrkosten von Kiel zu den Gegnern vom Verein getragen werden. Die externen Spielerinnen sollten nach wie vor über uns bzw. andere Sponsoren finanziert werden.

4. Zur Mitgliedsversammlung am 14.5. bereitete ich als damals für den Verein Zuständiger 3 getrennte und nicht miteinander verbindbare Anträge vor. Der eine bezog sich auf eine Mitgliedsbeitragserhöhung, die zusätzlichen Mittel sollten in die Raumerweiterung und unsere Trainer gesteckt werden. Dieser Antrag wurde im Vorwege einstimmig vom Vorstand gebilligt und sollte als Gemeinschaftsantrag des Vorstandes gestellt werden. Die beiden anderen Anträge bezogen sich auf Spielklassen und dazugehörende Reisekosten für alle Teams, in dem durch den Vorstand bzw. die Mitgliederversammlung eine gerech-te Aufteilung der Mittel nach anfallenden Kosten, Verfügbarkeit etc. vorgenommen werden sollte. Als verantwortungsvolle Person hatte ich eine Vorkalkulation für alle Teams gemacht und da ich nicht wußte, wie der Spielplan in diesem Jahr für die Frauen aussehen würde, bin ich von 3 Reisen ausgegangen, bei denen Übernachtungen anfallen würden.

5. Zur Mitgliedsversammlung wurde durch 9 Personen des Vereines, ein großen Teilen des Vorstandes vorher nicht bekanntes, „Positionspapier“ eingereicht, in dem der Einsatz von bezahlten Kräften in den Meerbauer Teams grundsätzlich ausgeschlossen wird. Zudem sollte die Frauenmannschaft nur in der 2ten Liga spielen, obwohl sie sich sportlich für die 1. Liga qualifiziert hatte. Nach langer hitziger Diskussion wurde dann zuerst der Antrag beschlossen, dass in Meerbauer Teams keine bezahlten Spieler bzw. Spielerinnen spielen dürfen. Statt dessen sollte auf Spielerinnen aus der Region vertraut werden. Da dies unmöglich ist, schließlich spielen ja schon fast alle in Frage kommenden Spielerinnen beim SC Meerbauer, war klar, dass dieses Team in der Bundesliga keinerlei Chancen haben würde und sich eher der Gefahr der Lächerlichkeit preisgeben würde. Dies konnte ich mit meinem Anspruch nicht vereinbaren und habe deshalb für den Fall, dass es zu keiner Änderung kommen würde, mit meinem Rück- und Austritt gedroht.

6. Nach weiterer heftiger Diskussion (auf die Einzelheiten werde ich hier nicht eingehen) wurde beschlossen, dass auch für die Frauenmannschaft für die nächste Saison keine Ausnahme gemacht wird. Darauf legte ich meine Ämter nieder und verließ unter Protest die Sitzung. Mir folgten einige weitere Spieler und Spielerinnen.

7. Nach einigen Tumulten wurde dann dem eigentlichen Zweck der Mitgliederversammlung doch noch genüge getan und ein neuer Vorsitzender (Sören Schulz-Streeck) gewählt.

8. Am Sonntag den 16.5.2004 begannen dann die Vermittlungsversuche, auf die ich hier nicht im einzelnen eingehen werde. Statt mit diesen beiden Beschlüssen und dem dadurch bedingten Tod der Frauenbundesliga ruhig dem nun anstehenden Geschäften nachzugehen, wurde versucht doch noch irgendwie die Frauenbundesliga zu retten, ohne jedoch garantieren zu können, dass eine neue Mitgliederversammlung zumindest den Ausnahmebeschluß aufheben würde.

9. Am Sonnabend den 22.5.2004 wurde dann durch den neuen Vorsitzenden ein „letztes“ Angebot gemacht. Ich hatte inzwischen durch den Spielleiter der Bundesliga erfahren, wie in der nächsten Saison unser Spielplan ausgesehen hätte und das wir nur 2 Fahrten in die Ferne (Leipzig und Karlsruhe) und 2 Doppelrunden in Hamburg gehabt hätten.
Daraufhin kalkulierte ich die Reisekosten von Kiel aus gesehen neu und kam (bei nur einem Auto, und es ist schwer 6 Spielerinnen plus Betreuer darein zu bekommen) und sehr günstigen Übernachtungen inkl. Schiedsrichterkosten auf eine Summe von ca. 1.340 Euro. Das Angebot, was wir erhielten, belief sich auf 800 Euro Reisekostenzuschuß, den Rest sollten wir selber tragen.

Fazit : Der Verein war in der Mehrheit der MV dagegen, dass wir bezahlte Spieler einsetzen, aber es sollte uns doch durch den Vorstand gestattet werden. Ob die MV am 11.6.2004 dafür stimmen würde, ist ungewiss, denn auch im Vorstand ist man sich ja schon nicht einig.
Der Fehlbetrag von 540 Euro Reisekosten sollte wie selbstverständlich wieder durch Ulla und mich getragen werden, dazu sollten wir die Gelder für die externen Spieler besorgen, aber die stehen hier nicht zur Debatte.
Der Verein maßt es sich also an, über mein Geld zu verfügen! Und wenn ich nicht damit einverstanden bin, muß ich mich auch noch durch einzelne Mitglieder beschimpfen lassen. Dass ich nach den Streitereien und Beschimpfungen auf der MV und danach nicht mehr mit dem Vorstand zusammenarbeiten kann, kann man sich ja eigentlich denken. Fakt bleibt, die Mehrheit der MV will die 1. Frauenmannschaft nicht in der 1. Liga und wenn, dann bitte schön sollen Ulla und Wulf dafür zahlen.
Dass ich unter diesen Umständen nicht mehr im Vorstand und nicht mehr im Verein arbeiten kann und will ist ja nicht ungewöhnlich. Dass der Vorstand alleine keine Frauenmannschaft zu diesen Bedingungen zusammenbekommt, die in der 1. oder 2 Liga spielen kann, kann nicht mir angelastet werden. Dass meinem Schritt des Austritts mehrere ältere und jüngere Mitglieder folgen werden, ist so ungewöhnlich nicht, denn schließlich war ich mit meiner Meinung ja nicht alleine. Wenn es Mitglieder gibt, die andere Vorstellungen vom SC Meerbauer haben o.k. und wenn ein (wie großer auch immer) Teil dann gehen will, so ist das o.k. und verdient nicht, durch pubertäre Jungs beschimpft zu werden.

Ich werde meine Arbeit fürs Frauenschach gewiss nicht einstellen und eben mit einigen anderen zusammen, die sich dazu bekennen, ein neues Team unter welcher Regie auch immer, aufbauen. Auch werde ich meine Jugendarbeit nicht aufgeben, sondern mit wem auch immer weiter arbeiten. Für mich gehört der Breitensport und der Leistungssport (auch durch bezahlte Kräfte) zusammen. Für Fragen bin ich immer zu haben unter wulf.hielscher@gmx.de