Vorteil Carlsen

Magnus Carlsen ist seit Jahren die Nummer Eins der Welt und das hat mehrere Gründe. Zum Einen hat er das Weltmeister-Gen immer gewinnen zu wollen. Wer gegen Carlsen spielt, vor allem im Blitz- und Schnellschach, weiß, dass er kein schnelles Remis bekommt. Ein Mann wie Sergey Karjakin, der lange Zeit bei der Blitz-WM geführt hat, ist immer gerne bereit ein bequemes Remis einzustreuen und dennoch bezeichnet er sich selbst als Kämpfer, was bezeugt, dass er eine andere Einstellung als Carlsen mitbringt und wohl besagtes Gen vermissen läßt. Carlsen ist sich sicher der Beste zu sein und tritt entsprechend auf. Zwar weniger aggressiv als einst Kasparov aber bestimmt und druckvoll mental wie spielerisch. Die Präsenz dieser Eigenschaften am Brett flößen manchem Kontrahenten mehr als Respekt - ja Angst ein. Anders ist es kaum zu erklären, dass man nach guter Eröffnung so schlecht spielt, dass man nach 22 Zügen gegen Carlsen auf Verlust steht wie in Carlsen-Karjakin in Runde 15 der Blitz-WM am heutigen Tag. Kaum zu erklären auch die unglaubliche Misshandlung der Stellung von Tigran Petrosjan, der  nach einem mutigen Figurenopfer sehr gut und aussichtsreich gegen Carlsen stand oder das Spiel von Mamedyarov, der in völlig ausgeglichener Stellung in einem Endspiel plötzlich alles falsch machte. Viele Spieler agieren wie das Kaninchen vor der Schlange, wenn sie gegen Carlsen antreten müssen. Auch Kasparov profitierte davon in seiner Zeit, aber wenn er gegen furchtlose Spieler wie zum Beispiel Joel Lautier antreten musste, hatte Kasparov Probleme.  Kasparov spürte die übergroße Ehrfurcht bei vielen vielen Spielern und fühlte sich dann auch überlegen, aber eben nicht bei und gegen Lautier. Auch Carlsen hat Probleme mit pragmatischen und "coolen" Spielern wie Bu Xiangzhi. Der Chinese sagte im Interview sachlich nüchtern welches Rezept er gegen Carlsen anwendet. "Normale Züge machen und nicht in Zeitnot kommen".