Kramniks Vabanquespiel bestraft

Die Zeit der Sicherheitsfanatiker Wesley So und Sergey Karjakin ist eine schwierige und deshalb liegen beide einträchtig am Tabellenende. Beim Kandidatenturnier sind andere Charaktere gefragt, wenn man der Herausforderer von Weltmeister Carlsen werden will. Aus diesem Holz ist zum Beispiel Levon Aronian geschnitzt, der mit Schwarz, großartig vorbereitet, Sergey Karjakin bezwingen konnte und sich gut erholt nach seiner katastrophalen Niederlage gegen Kramnik zeigte. Ein für die Psyche enorm wichtiger Sieg des Armeniers, der sicherlich seine Chance noch suchen wird. Vladimir Kramnik war heute erneut enorm aggressiv gestimmt am Schachbrett und wollte offensichtlich unbedingt den Sieg trotz relativ harmloser russischer Partie. Sein 23.Zug leitete ein Vabanquespiel ein, das unter Figurenopfer geradezu verrückt riskant erschien und die Engines sehen Fabiano Caruana im Mittelspiel im Vorteil. Nachdem der Rauch etwas verzogen war, hatte Kramnik zwei Bauern für die Figur in einer immer noch hochbrisanten Stellung. Caruana fand nicht die besten Züge und Kramnik hatte plötzlich die besseren Chancen und verpasste im 42. Zug wohl eine gewinnträchtigen Fortsetzung. Man darf gespannt sein, was tiefgründige Analysen zu Tage fördern. Caruana verteidigte sich mit maximaler Zähigkeit und dann am Ende Dramatik pur. Kramnik verdarb die ungeheuer komplizierte Stellung in Zeitnot und verlor. Damit übernimmt Caruana nach einem etwas glücklichen aber schließlich verdienten Sieg die Führung mit 3 Punkten. Selten sah man eine derart komplizierte Partie und da ist Zeitnot natürlich Gift! Eine große Kampfpartie lieferten sich Grischuk und Ding, die schließlich Remis ausging. Mamedyarov-So endete wenig ereignisreich mit dem gleichen Ergebnis. Bisher übertrifft das Kandidatenturnier alle Erwartungen und hauptverantwortlich dafür ist der Siegeswille Vladimir Kramniks. Offizielle Seite